Schafhaltung und die Rückkehr des Wolfs können nebeneinander gelingen
Text und Fotos: Peter Peuker
Am 23. März 2013 nahm ich im ostbrandenburgischen Müncheberg an der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V. (AG HSH) teil. Wolfsbetreuer aus 3 Bundesländern und Behördenvertreter aus Brandenburg folgten der Einladung der AG HSH, um sich über die aktuelle Situation des Einsatzes von Herdenschutzhunden, Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung und über bestehende Probleme zu informieren und zu diskutieren.
Der Vorsitzende der AG HSH, Knut Kucznik, machte deutlich, dass die Schafhaltung auch eine Dienstleistung an der Natur ist, in dem Landschaftspflege betrieben und wertvolle Lebensräume durch diese Form der Landnutzung erhalten werden. Deshalb gibt es eine gemeinsame Schnittstelle zwischen Schafhaltung und Naturschutz.
- Der Wolf gehört zur Natur und Schafhaltung ist aktiver Naturschutz. Beides muss also nebeneinander möglich sein. Ein Schlüssel dafür ist der Einsatz von Herdenschutzhunden, führte Knut Kucznik aus.
Nur geeignete Herdenschutzhunde dürfen zum Einsatz kommen. Das sind Hunde die eine Herde beschützen und verteidigen können, aber hinter dem Schutzzaun bleiben und keine Gefahr für andere Nutzer in unserer Kulturlandschaft darstellen.
Die AG HSH hat sich unter anderem die Ziele gestellt Schäfer für den Einsatz und die Ausbildung von Herdenschutzhunden zu schulen, die Zucht von Hunden mit den erforderlichen Anlagen im Land zu koordinieren und eine „schnelle Eingreiftruppe“ vorzuhalten, um an Brennpunkten bei Wolfsübergriffen schnell mit einem Hundegespann reagieren zu können. Doch das kostet Geld.
Ein Fördermittelantrag wurde bereits an das Land Brandenburg gestellt. Ein positiver Bescheid und die Aussicht auf finanzielle Unterstützung blieben bisher jedoch aus und darum wollen die Verantwortlichen der AG ihrem Anliegen mehr Nachdruck verleihen in dem politische Entscheidungsträger des Landes und Wolfsbetreuer für eine Unterstützung der Ziele der AG HSH gewonnen werden. Problematisch bei der Entscheidung für den beim Land eingegangenen Fördermittelantrag der Arbeitsgemeinschaft erwies sich, dass parallel dazu ein zweiter Antrag des Schafzuchtverbandes eingegangen ist. Darum muss hier Einigkeit mit dem Ziel hergestellt werden, einen gemeinsamen Förderantrag zu stellen.
Die Umsetzung von effektiven Herdenschutzmaßnahmen, zu denen auch der Einsatz von Herdenschutzhunden und die Einrichtung einer Herdenschutzstelle (HES) gehören, ist politischer Wille und im am 12. Dezember 2012 gebilligten Wolfsmanagementplan Brandenburgs festgeschrieben. Das Land steht also in der Pflicht.
Dafür, dass die bereits umgesetzten Präventionsmaßnahmen beim Herdenschutz Erfolg zeigen, ist der Rückgang der Schafrisse in den letzten zwei Jahren ein Indiz. Kam es in Brandenburg 2011 noch zu 87 Schafsrissen mit Wolfshintergrund, weist die Statistik für das Jahr 2012 nur noch 46 Schadensfälle aus (Stand 15.11.2012). In diesem Zusammenhang stellt Gerald Kaltschmidt von der AG HSH klar, dass einige Schäfer mit der Anschaffung von Herdenschutzhunden in Brandenburg bereits bei der Prävention und finanziell in Vorleistung gegangen sind. Immerhin verursacht so ein Hund ca. 1000 Euro Kosten pro Jahr unter anderem für Futter und Tierarzt. Wölfe werden in Brandenburg weitere Reviere besetzen und in unzureichend geschützten Herden können wieder vermehrt Risse auftreten. Ein flächendeckender Herdenschutz mit Schutzzäunen und mit Herdenschutzhunden ist erforderlich.
Zukünftig gibt es noch einigen Klärungsbedarf und Vorhaben, um den Herdenschutz weiter auf einen erfolgreichen Weg zu bringen. Das betrifft beispielsweise bürokratische Unwägbarkeiten, Klärung des Förderzieles für einen Herdenschutzhund, Erschließung von Fördermöglichkeiten, Feststellung der Anzahl in Brandenburg erforderlicher Herdenschutzhunde, Fragen im Zusammenhang mit dem Tierschutz von Schafen und Hunden sowie ob Herdenschutzhunde auch zum Schutz in der Gattertierhaltung geeignet sind, z.B. beim Damwild.
Die Schäfer Jürgen Körner und Linda Scholz präsentierten im zweiten Teil der Veranstaltung mit Hilfe von Videodokumentationen das Zusammenspiel von Schutzhunden und Schafen in der Herde. Dabei wurde das Verhalten der Tiere in unterschiedlichen Situationen aufgezeigt und auf Fehler bei der Ausbildung der Hunde hingewiesen.
- Die Hunde bringen Ruhe in die Herde und machen sie weniger empfindlich gegen Störungen von außen, bringt Jürgen Körner zum Ausdruck.
Positiv sind die gemachten Aussichten eines Vertreters der R+V Versicherung aufgenommen worden, dass angeregt wird Herdenschutzhunde prämienfrei zu stellen, weil durch den Hundeeinsatz die Herde ausbruchssicherer wird. Das Risiko durch von Wild und Menschen verursachter Ausbrüche einer Schafherde wird durch Herdenschutzhunde vermindert, so die Position des R+V Vertreters.
Anwesende Schäfer und Wolfsbetreuer waren sich einig, dass ein Miteinander notwendig ist, wenn Schafhaltung und Rückkehr des Wolfs nebeneinander gelingen sollen.
In einem etwas länger zurückliegenden Gespräch brachte Schäfermeister
Frank Hahnel aus Müncheberg mir gegenüber seine Position so auf den Punkt:
„Ich bin für Schafe, nicht gegen Wölfe.“
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