Text: Peter Peuker
Fotos: Karin Simke und Peter Peuker
Im Frühjahr 2010 sind wir mal wieder im Norden auf Erkundungstour in einem der
29 schwedischen Nationalparks unterwegs. Es ist Anfang April. Bei uns in Deutschland hat schon eine Weile der Frühling Einzug gehalten, obwohl wir einen recht langen Winter mit reichlich Schnee hatten. In Schweden jedoch könnte man bei unserer Ankunft höchsten von Vorfrühling sprechen.
der Tresticklan präsentiert sich noch im Winterkleid
Der Schnee liegt z.T noch 20 cm hoch und die Temperaturen pendeln um den Gefrierpunkt. Das düstere Nebelwetter vermittelt uns eher den Eindruck eines Novembertages. Während unseres einwöchigen Aufenthaltes in der Region wird es aber auch bessere, frühlingshaftere Tage geben und der Schnee nach einer Woche fast dahin geschmolzen sein.
am Parklplalz "Råbocken"
Mit nahezu 30 Quadratkilometern ist Tresticklan das größte unerschlossene Waldgebiet im südlichen Schweden. Der Nationalpark wurde 1996 gegründet und liegt in der historischen Provinz Dalsland unmittelbar an der norwegischen Grenze. Das Relief der Landschaft ist durch langgestreckte felsige in Nord-Süd Richtung verlaufende Bergrücken charakterisiert. Unterbrochen werden diese Felsrücken durch in die gleiche Richtung verlaufenden Täler. So entsteht das Bild einer von Furchen durchzogenen Landschaft. Diese sogenannte Risstallandschaft ist auch ein Grund warum das Gebiet zum Nationalpark erklärt wurde. Risstallandschaften finden sich ebenfalls in den Nationalparks Tiveden und Tyresta, die auf der gleichen geografischen Breite wie Tresticklan in Schweden liegen.
Stora Tresticklan ein schmaler Rinnenseen der Risstallandschaft
Die Anreise erfolgt von der Straße, die die Ortschaften Ed - Nössemark (30 km) verbindet. Ungefähr in der Mitte der Strecke steht der Wegweiser zum Nationalpark. Von dort geht es auf einer schmalen Schotterpiste (schwed. Grusväg) 3 Kilometer durch den Wald zum Parkplatz bei Råbocken/Rökullehögen.
Infotafel und Wegweiser am Parkplatz "Råbocken"
Dort befinden sich Wegweiser zum Park, eine Infotafel mit einer Box in der Flyer mit einigen wichtigen Informationen (schwedisch, englisch, deutsch) und einer Übersichtskarte zum Nationalpark liegen, Sitzbänke, Abfallbehälter und ein Toilettenhäuschen. Über einen schmalen Pfad erreicht man nach 600 m die östliche Nationalparkgrenze und nach ca. 3,5 km die Grenze zu Norwegen.
"Tor" zum Tresticklan Nationalpark
Offensichtlich sind wir seit längerer Zeit die ersten Besucher, denn von Fußspuren unberührt liegt der Schnee auf dem Pfad. In einigen Abständen befinden sich rote Punkte an den Bäumen, ansonsten lässt sich der Weg wegen des Schnees z.T. nur erahnen. Es taut ganz ordentlich und Rinnsale schwellen zu kleinen Bächen an. An vielen Stellen steht Wasser. Ein Fehltritt von einem der Bohlenwege endet zwangsläufig knietief im Morast. Nach ein paar kleinen Aufstiegen erreichen wir die Nationalparkgrenze und kommen auf den ersten Bergrücken. Blanker Fels wechselt hier mit der typisch skandinavischen Heidelandschaft ab. Heidekraut, Blau-, Preisel- und Krähenbeerenbeeren durchsetzt mit Flächen voller Rentierflechten, zwergwüchsige Weiden und im weiten Abstand stehen Kiefern.
Gemeinschaft von Fels, Flechten, Moosen und Preiselbeeren
In den Kiefernkronen sind Kreuzschnäbel eifrig mit der Zapfenernte beschäftigt, um die reifen Samen aus diesen mit ihren speziell dafür geschaffenen Schnäbeln heraus zu holen. In feuchten Senken gibt es kleinere Moore. Unseren Pfad kreuzt die Fährte des Symboltiers der schwedischen Wälder schlechthin, dem Elch.
Elchfährte
Ein Stückchen weiter liegt auch reichlich frische Elchlosung mit der Form kleiner brauner Eier dekorativ platziert als Gruß zur Osterzeit. Zweimal schrecken Auerhühner in einigem Abstand aus der bodennahen Vegetation auf. Diese Momente sind für einen Schnappschuss mit der Kamera leider zu kurz.
Der Nadelwald von Tresticklan ist von menschlicher Nutzung weitestgehend verschont geblieben. Nach einem Waldbrand in der Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs der Kiefernbestand ohne menschlichen Eingriff heran. Einige Kiefern sollen ein Alter von ca. 250 Jahren besitzen.
Schon bald gelangen wir an die Ufer des Stora Tresticklan. Dieser See hat dem Nationalpark seinen Namen gegeben. Denn von oben betrachtet hat er die Form eines Dreizacks und der heißt auf Schwedisch "trestickel". Der See und zahlreiche andere Gewässer des Nationalparks liegen in den beschriebenen Risstälern. Geologen vermuten, dass diese Risstäler durch Verwitterung des weicheren Gesteins im Verlaufe von tausenden Jahren entstanden sind.
Stora Tresticklan (der "Große Dreizack-See")
Wir erkunden abseits des Pfades die Umgebung vom Stora Tresticklan und stoßen dabei auf Spuren im Schnee, bei denen es sich unseres Erachtens um Wolfsspuren handeln muss. Wir leiten das aus der Größe der Trittsiegel und der Schrittlänge der Spuren ab. Schon im Vorfeld informierten wir uns im Bericht des Schwedischen Zentrums für Wildschäden zum stationären Wolfsbestand in der Saison 2009/2010 darüber, dass es im Gebiet Ed/Halden, in dem auch der Nationalpark liegt, ein Wolfsrudel mit bestätigtem Welpenzuwachs gibt.
Spuren im Schnee. War hier ein Amarok unterwegs?
Der Schnee gibt an einer anderen Stelle die Reste vom Fell eines Elches frei. Offensichtlich hat dort ein Luchs markiert und Kot abgesetzt.
Um den Nationalpark zu erkunden, gibt es die Möglichkeit eines Rundwanderpfades, der am Parkplatz Råbocken beginnt und endet. Die Weglänge beträgt ca. 8 km. Weiterhin sind Ost-West und Nord-Süd Durchquerungen möglich. Beschreibungen der Wanderpfade sind u.a. im erwähnten Flyer über den Nationalpark enthalten, dieser kann auch aus dem Internet als pdf-Datei heruntergeladen werden.
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