Brandenburger Schäfer sind aktiv beim Herdenschutz

Erstellt von Peter Peuker Am: 19. November 2012 - 22:30

Als Gast durfte ich an der Präsentation der neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde (AG HSH) des Landes Brandenburg in Altlandsberg (Landkreis Märkisch Oderland) am 19.11.2012 teilnehmen. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Brandenburger Schäfer haben mit dem Zeitpunkt der Rückkehr der Wölfe erkannt, dass nur ein effektiver Herdenschutz eine Existenz von Schafhaltung auf der einen Seite und Wolf auf der anderen möglich macht. Was bedeutet effektiver Schutz? Der Vorsitzende der AG HSH, Knut Kucznik, bringt zum Ausdruck, dass Schutzzäune und dahinter Herdenschutzhunde diesem Anspruch gerecht werden. Es war und ist für die Schäfer ein Lernprozess Herdenschutzhunde so einzubinden, dass diese auch für den Herdenschutz tauglich sind. Denn nicht jeder Hund der einer Herdenschutzhunderasse zu zuordnen ist, wird dem auch gerecht. Wir wollen keine „Kampfhunde“ oder „Showhunde“ in den Herden zu stehen haben, sondern Hunde die zwar konsequent, z.B. durch Drohverhalten, die Herde verteidigen, aber keine Gefahr für Menschen darstellen die sich entlang der Schafkoppel bewegen, so Knut Kucznik. Unsere Hunde haben auch keine Kampfnamen wie Rambo, sondern heißen Pippi oder Uschi.
Die Zuchtwartin der AG HSH, Linda Scholz, führte aus, dass mittlerweile 48 Herdenschutzhunde bei Brandenburger Schäfern registriert und begutachtet worden sind. Im Mittel werden 120 Schafe einer Herde von einem Hund beschützt. Die Spanne reicht aber von 40 bis 300 Schafe je Herdenschutzhund. Ein Hund reicht aber nicht, sondern 2 – 3 in einer Schafherde. Vorwiegend verwendete Rassen sind Pyrenäen Berghund, Maremmen-Abruzzen Schäferhund und der Brandenburger Hirtenhund, eine Kreuzung der Rassen Tornjak und Šarplaninac. Der Herdenschutzhund darf nicht verwechselt werden mit einem Hütehund, dessen Aufgabe u.a. darin besteht, die Herde zusammenzuhalten.
Die Schäfer Gerald Kaltschmidt und Jürgen Körner, die beide mit ihren Schafherden von weit mehr als 1000 Tieren in Regionen Brandenburgs wirtschaften in denen sich auch Reviere von Wolfsrudeln befinden, berichteten über Erfahrungen mit Herdenschutzhunden. Seit dem ich die Hunde in der Herde zu stehen habe sind die Besuche von Wölfen am Zaun deutlich weniger geworden, so Körner. Isegrim hat es gelernt, dass sich ein Besuch für ihn nicht lohnt, weil er dort auf wehrhaften Widerstand stößt der wehtut. Ähnlich sind die Erfahrungen von Gerald Kaltschmidt, der insgesamt 52 Schafe durch Wolfsübergriffe seit 2006 verloren hat. 2006 begann er auch Herdenschutzhunde einzusetzen und hat mittlerweile 8 Hunde in drei Herden. Dass es im August 2010 den letzten Wolfsübergriff bei seinen Schafen gab ist dabei als Erfolg zu werten.
Die AG Herdenschutzhunde will die Zucht von Hunden im Land koordinieren und Hunde begutachten, die dem Anspruch in ihrem Wesen an einen Herdenschutzhund gerecht werden sollen. Dazu wird u.a. ein Zuchtbuch geführt. Mitglieder der AG werden von Fachleuten geschult und ein Erfahrungsaustausch findet statt.
Ein vorrangiges Ziel der AG HSH besteht darin zu erreichen, dass die Vorsorge des Schutzes der Schafe mit einem tauglichen Hund vom Land finanziell gefördert wird, denn die Kosten für Futter und Tierarzt sind nicht unerheblich. 1000 € pro Hund und Jahr sind ein anzunehmender Wert. Wer den Wolf will, muss einen effektiven Herdenschutz mit tauglichen Hunden auch wollen.
Zum Abschluss fand eine Vorführung statt bei der das Agieren von 2 Pyrenäen Berghunden in der Schafherde und deren Verhalten, wenn vor dem Schutzzaun Menschen mit anderen Hunden auftauchen, gezeigt wurde.
Die Veranstaltung war sehr informativ, von Fachkompetenz ausgefüllt und ich habe den Eindruck, dass der Herdenschutz in Brandenburg auf einem erfolgreichen Weg ist.

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