Politiker und Lobbyisten lobpreisen gerne Schweden als Vorbild in Sachen Wolfsjagd. Die bei unserem nördlichen Nachbarn praktizierten Schutz- und Lizenzjagden sollen beispielgebend auch für Deutschland sein, so die Auffassung. Dabei versteigt sich mancher hierzulande in Bewertungen und wirft alles in einen Topf, was da so bei unseren nördlichen Nachbarn in Sachen Jagd auf Wölfe stattfindet. Wegen den Lizenzjagden, die auf eine Reduzierung des Wolfsbestandes ausgerichtet sein sollen, steht Schweden übrigens bei der Europäischen Union am juristischen "Pranger". Die dritte Art der „Wolfsjagd“, die in schwedischen Wäldern praktiziert wird, ist massive Wilderei.
60 Wölfe verschwinden im Jahr spurlos
Die Wilderei auf Wölfe ist so stark, dass dadurch gegenwärtig mehr Wölfe getötet werden als durch irgendeine andere Ursache. Ein aktueller Bericht der Schwedischen Landwirtschaftsuniversität (SLU) legt dar, dass der Wolfsbestand aktuell durch diese Jagdverbrechen um 20 Prozent im Jahr reduziert wird.
Der im Mai veröffentlichte Bericht über die Erfassung des Wolfsbestandes für die Saison 2017/2018 berechnet ungefähr 305 Individuen im Land. Im gleichen Bericht wird auch die Anzahl von 48 getöteten Wölfen im Erfassungszeitraum ausgewiesen. Die Mehrzahl der Todesursachen sind Lizenz-, Schutzjagden, Verkehrsunfälle oder sonstige Ursachen.
– Das sind dokumentierte Fälle, bei denen jeweils auch die Kadaver der toten Wölfe vorlagen, sagt Olof Liberg, Wolfsforscher und Dozent an der SLU. Laut Liberg und der SLU verschwanden 60 Wölfe pro Jahr bzw. 20 Prozent des Bestandes auf Grund von Wilderei.
– Das stieg von Jahr zu Jahr an. 2011 betrugt dieser Anteil 12 – 13 Prozent und als wir unsere Studie begonnen haben waren es 15 – 18 Prozent und gegenwärtig nun bei etwa 20 Prozent, so Olaf Liberg. Man kann also sagen, dass die Wilderei in den letzten 6 – 7 Jahren um fast 50 Prozent zugenommen hat. Die von der SLU durchgeführte Studie stützte sich auf verschwundene Funk- und GPS-Sender sowie auf DNA-Tests stationärer Wölfe. Die bekannten Todesursachen werden bei Verkehrsunfällen und in Folge der Schutz- sowie Lizenzjagden erfasst.
- Die Wölfe, von denen wir hier reden verschwinden, ohne jemals ein Kadaver zu finden", sagt Liberg.
Solveig Larsson, Vorsitzender von Jägarnas riksförbund*, ist kritisch:
"Ich bezweifle stark, dass die Wilderei so umfangreich sein soll. Die geschätzten Zahlen liegen bei ungefähr 10 Prozent. Auf der anderen Seite ist das natürlich nicht gut, wir möchten, dass die Zahl Null ist. Jedoch erfordert es eine Verwaltung, die das anerkennt.
"Ich stelle auch fest, dass durch die Schwedische Veterinärmedizinische Anstalt in Uppsala (SVA) eine Zunahme von Räude belegt ist und dass in der Natur normalerweise nur wenige tote Tiere aufgefunden werden", sagt Solveig Larsson.
* Jägarnas riksförbund, ist der kleinere der beiden Jagdverbändein Schweden mit ca. 40.000 Mitgliedern, der andere Verband, Svenska Jägareförbundet, hat ca. 150.000 Mitglieder
Quelle: svt NYHETER, 2018-12-6
weitere Links zumThema:
"Individuenumsatz" bei reviermarkierenden Wolfspaaren
Das Verschwinden der Wölfe
aus dem Schwedischen: Peter Peuker
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