Die schwedische Jagdzeitschrift „Svensk Jakt“ veröffentlichte am 2. Juni 2014 einen Artikel unter der Überschrift „Skandinavische Wölfe töten mehr Elche“. Darin werden die Resultate einer Untersuchung skandinavischer Naturwissenschaftler zum Räuber-Beute-Verhältnis zwischen Wölfen und Elchen veröffentlicht:
Das Ergebnis des Wolfsforschungsprojektes Skandulv (Skandinavischer Wolf) zeigt, dass Wölfe in Nordeuropa deutlich öfter Elche töten als Wölfe es in Nordamerika tun. Dies stellen die Forscher Håkan Sand, Camilla Wikenros und Olof Liberg fest.
Um heraus zu finden warum skandinavische Wölfe Elche öfter töten als ihre nordamerikanischen Artgenossen, wurde die Prädation von Wölfen auf Elche in Skandinavien mit der gut untersuchten Wolfspopulation auf Isle Royale (USA) verglichen.
In beiden Studiengebieten ist der Elche das wichtigste Beutetier für die Wölfe. Die Elchdichte ist darüber hinaus zwischen den Untersuchungsgebieten vergleichbar.
Wie häufig Raubtiere die Möglichkeit haben Beutetiere zu töten, kann den Zuwachs der Räuberpopulation beeinflussen und demnach die Anzahl der Raubtiere in einem Gebiet.
Sowohl der Prädationstakt (Anzahl der getöteten Beutetiere in einer bestimmten Zeitspanne) und die Anzahl der Raubtiere sind bedeutsam, wie groß deren Einfluss auf die Beutetierpopulation in einem Territorium sein kann. Deshalb ist die Untersuchung wie häufig die Raubtiere verschiedene Arten von Beutetieren töten wichtig, wenn ermittelt werden soll wie hoch die Entnahme durch die Raubtiere in einer Beutetierpopulation ist.
In der Vergangenheit ging man davon aus, dass die Beutetierdichte der wichtigste Faktor ist, der darüber entscheidet wie oft Prädatoren Beutetiere töten. Andere Faktoren, die den Prädationstakt beeinflussen sind die Altersstruktur der Beutepopulation, die Gruppengröße der Raubtiere, wie viele Raubtiere es in einem Territorium gibt, als auch das räumliche Verhalten der Beutetiere.
Gerechnet pro Wolfs-Individuum ergibt sich, dass die Wölfe in Skandinavien im Durchschnitt drei mal so oft Elche töten wie auf Isle Royale. Berechnet pro Wolfsrudel haben Wölfe in Skandinavien einen ca. 40 Prozent höheren Prädationstakt.
Weil Skandinavien und Isle Royale eine vergleichbare Elchdichte haben, kann der Unterschied beim Prädationstakt nicht aus der Elchdichte hergeleitet werden.
Der größere Prädationstakt in Skandinavien kann indessen zum großen Teil daraus erklärt werden, dass:
- die Wölfe Zugang zu mehr Elchen pro Individuum haben, weil die Rudelterritorien größer sind (Skandinavien im Mittel 960 km²/Rudel, Isle Royale 306 km²/Rudel)
- die Rudel kleiner als die auf Isle Royale sind (Skandinavien im Mittel 4,1 Wölfe/Rudel, Isle Royale 6,3 Wölfe/Rudel)
- die Altersstruktur der Elchpopulationen sich zwischen diesen Untersuchungsgebieten unterscheidet (der Anteil der Elchkälber in den Populationen beträgt in Skandinavien 28 % und auf Isle Royale 13 %)
Zwar ist die Elchdichte in beiden Populationen ähnlich, aber auf Grund der größeren Rudelterritorien in Skandinavien und der kleineren Anzahl von Individuen pro Rudel, haben die skandinavischen Wölfe Zugang zu drei mal so vielen Elchen pro Revier und 5 – 10 mal mehr Elche pro Wolf.
Der höhere Kälberanteil in der skandinavischen Elchpopulation hat in erster Line zwei Ursachen:
- die Art der Waldbewirtschaftung schafft gute Äsungsbedingungen für die Elche
- die Bejagung begünstigt eine gute Kondition und hohe Reproduktion bei den Elchen
Zusammenfassung und Übersetzung aus dem Schwedischen: Peter Peuker
Quelle: Svensk Jakt, 2. Juni 2014
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