Forschungsergebnisse zeigen, dass intensive Bejagung langfristige Schäden in Wolfsrudeln und im Ökosystem verursachen kann.
Forscher von der Universität Calgary untersuchten eine stark bejagte Wolfspopulation in Regionen der Taiga und Tundra von Nunavut und den Northwest Territories. Dabei haben sie herausgefunden, dass die Tiere einen erhöhten Level von Stress- und Fortpflanzungshormonen in sich trugen und das könnte deren Gesundheit langfristig Schaden zufügen.
Die Erkenntnisse dieser Studie sollten genutzt werden, um davon bei der Umsetzung des Wildtiermanagement zu profitieren.
Wegen der Felle fangen jedes Jahr Jäger im Norden Kanadas Wölfe oder jagen diese mit ihren Schneemobilen. In einigen Regionen genehmigen die Behörden das Töten von Wölfen, um deren Anzahl zu regulieren, so dass diese weniger Beutetiere reißen.
Die Wissenschaftler untersuchten Hormone, die sie in Haarbüscheln von Wölfen der stark bejagten Population fanden und verglichen diese mit untersuchten Hormonen in Haaren von Wolfsgruppen, die erheblich weniger intensiv bejagt wurden. Dabei stellten sie fest, dass das Stresshormon Cortisol bei den Taiga- und Tundra-Wölfen auf einem viel höheren Level vorkam.
„Sie haben ein viel stressigeres Leben“ sagt Judit Smits, Professorin an der Veterinärwissenschaftlichen Fakultät und Co-Autorin der Studie (publiziert im Wissenschaftsjournal Functional Ecology).
“Wir wissen von anderen Arten, eingeschlossen Menschen, Hunden und anderen Tieren, dass ein chronisch hohes Level von diesen Hormonen zu Dingen führt wie Immunsuppression das heißt, sie sind anfälliger für Krankheiten, und sie sind nicht gewappnet, um mit den alltäglichen Herausforderungen des Lebens umzugehen.“
Das Forscherteam fand auch ein erhöhtes Niveau von Progesteron, ein Hormon das während der Schwangerschaft produziert wird, was ein Indikator für einen ungewöhnlich hohen Anteil sich fortpflanzender weiblicher Wölfe ist. Normalerweise reproduziert sich im Rudel nur ein Weibchen und hat Welpen. So eine hohe Anzahl von schwangeren Fähen in einem Rudel zeigt „eine gestörte Sozialstruktur, was ihre normale Art der Fortpflanzung widerspricht“, sagt Smit. „Ein gewöhnliches Wolfsrudel hat eine sehr bedeutsame Sozialstruktur, mit einem sich reproduzierenden Wolfspaar, und all die anderen wissen was ihre Rolle zu sein hat.
“Menschen sehen Wölfe in der Regel als Konkurrenten beim Teilen der gleichen Beutetiere wie Karibus im Norden oder Vieh weiter im Süden, weshalb Wolfsrudel oft einer starken Bestandsreduktion unterliegen.
“Wir managen Wildtiere meist unter der Annahme, dass wir sie bejagen und kontrollieren so die Größe der Population ohne unerwünschte Wellen-Effekte, aber diese Annahme ist nicht fundiert“, sagt Marco Musiani, assoziierter Professor an der Fakultät für Umweltgestaltung und Veterinärmedizin und einer von fünf Co-Autoren der Studie.
(Anm.: Unter Wellen-Effekt versteht man, dass sich eine Maßnahme, die auf ein Individuum der Gruppe gerichtet ist, nicht nur auf dieses auswirkt, sondern auch alle anderen Gruppenmitglieder davon mehr oder weniger betroffen sind.)
Smits ergänzt, “Studien wie diese zeigen die nachhaltige Wirkung von Stress auf eine erhöhte Reproduktion und potenziell gestörte Sozialstruktur der Wölfe.“
Quelle: University of Calgary, 13. November 2014
Übersetzung und Bearbeitung: Peter Peuker
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