Schweden: Weit mehr Jagdhunde werden von Wildschweinen getötet als durch Wölfe

Erstellt von Peter Peuker Am: 23. Februar 2020 - 17:36

Wieder einmal wird derzeit Schweden im Umgang mit Wölfen als vermeintliches Vorbild propagiert. Aktuell geht es um die Verfahrensweise bei Wolfsangriffen auf Jagdhunde. Befeuert wird die Diskussion durch den Abschuss eines Wolfswelpen (8 Monate alt) durch einen niederländischen Jagdgast während einer Drückjagd im Landkreis Potsdam – Mittelmark (Brandenburg) im Januar 2019. Das Tier soll mehrere Jagdhunde angegriffen haben und wurde von dem Jäger erschossen, nachdem der Wolf trotz durch „in die Hände klatschen“ und einem Warnschuss nicht von den Jagdhunden abgelassen haben soll. (Quelle: MOZ, 2020-1-22). Nun wird der Jäger in Potsdam wegen Abschusses eines Wolfes angeklagt. (Quelle: rbb24, 2020-2-13)

In allen Regionen in denen Wölfe vorkommen und Hunde als Jagdhelfer eingesetzt werden besteht eine reale Gefahr, dass Jagdhunde mit Wölfen zusammentreffen und dabei verletzt oder getötet werden könnten. Wenn es beim kontrovers diskutierten Thema „Wolf“ um Übergriffe durch Isegrim auf Hunde geht, insbesondere auf Jagdhunde, wird nach meinen Erfahrungen bei uns oft die Situation in Schweden als Beispiel herangezogen.
Welche verschiedenen Gefahren bestehen beim jagdlichen Einsatz, bei denen Jagdhunde verletzt oder getötet werden können und wie ordent sich dabei der Wolf als Verursacher ein?
Eine wichtige Fragestellung für die Bewertung in diesem Kontext:
Wie stellt sich die Situation der zahlenmäßigen Wolfsübergriffe auf Jagdhunde in Schweden im Vergleich zu anderen Schadensursachen dar?

Das Nachrichtenportal svt NYHETER des schwedischen Fernsehens veröffentlichte dazu vor kurzem einen Bericht mit aktuellen Zahlen, um die Situation zu bewerten wodurch Jagdhunde in Schweden verletzt bzw. getötet werden.

Zwischen 2013 und 2018 erhöhte sich die Anzahl der durch Wildschweine verletzten und getöteten Jagdhunde um 53 Prozent. Das zeigt die Statistik des Versicherers Agria, der rund 40 % der Hunde im Land versichert. 211 Jagdhunde wurde in Folge von Wildschweinen verletzt oder getötet. Die meisten Übergriffe auf die Hunde erfolgten dabei während der Jagdausübung.

Schadensstatistik: Jagdhund Schweden*

Schadensart (verletzt/getötet) 2018 2019
Straßenverkehr 289 240
Eisenbahn 39 28
Beschuss 5 7
ertrunken 34 22
Wolf 6 9
Braunbär 10 (+ Luchs) 5
Luchs - 3
Wildschwein 187 211

anderes Wild/Wildtier (z.B. Elch, Rothirsch, Fuchs)

145 141
verschwunden während der Jagd 4 8

 

Schadensentwicklung Jagdhund Schweden von 2018 rückwirkend 5 Jahre*

Schadensart (verletzt/getötet) prozentuale Veränderung
Straßenverkehr - 21 %
Eisenbahn + 50 %
Beschuss - 63 %
ertrunken + 22 %
Wolf - 45 %
Luchs/Braunbär + 557 %
Wildschwein + 53 %
anderes Wild/Wildtier (z.B. Elch, Rothirsch, Fuchs) + 61 %
verschwunden während der Jagd - 66 %

 

Gunnar Glöersen vom Schwedischen Jagdverband (Svenska Jägareförbundet) interpretiert im Bericht diese Entwicklung so:
- Wir haben einen kräftig steigenden Wildschweinbestand und dieser breitet sich über einem großen geografischen Gebiet aus. Das führt leider zu mehr Übergriffen bei Jagdhunden. Wildschweine kommen in Gebiete, in denen sowohl Jäger und Hunde keine Erfahrung mit ihnen haben. Man ist dort nicht vorbereitet aufs Wildschwein. Was den Wolf betrifft, besteht der Unterschied darin, dass die Jäger eine aktive Wahl haben, wenn die Hunde Wildschweine jagen sollen. Bei Wolfsangriffen ist es das Gegenteil. Die Wölfe treffen auf die Hunde und töten diese - wenn sie Hasen jagen oder vor Elchen stehen und diese verbellen. Seitens der Jäger versuchen wir alles, um diese Angriffe zu vermeiden.

Die vorliegenden Daten weisen nach, dass Wölfe bei Übergriffen auf Jagdhunde im Vergleich zu anderen Schadensursachen eine geringere Bedeutung haben und die Entwicklung seit 2013 stark rückläufig ist. Straßenverkehr, Wildschweine und andere Wildtiere stellen die hauptsächlichen Gefahren dar, bei denen in Schweden Jagdhunde verletzt oder getötet werden.

weiterführende Informationen zum Thema: Wolf und Jagdhund in Schweden

Quellen:

svt NYHETER, 2020-2-21 

*Agria-Versicherung, 2019

aus dem Schwedischen: Peter Peuker